Merkblatt

 

über die Beschickung von Inselbelegstellen

Große Schwierigkeiten bei der Züchtung der Honigbiene bereitet die Paarungskontrolle. Über viele Jahre haben sich die Inselbelegstellen vor der deutschen Küste bewehrt. Sie werden nicht nur aus ganz Deutschland sondern auch aus den benachbarten Ländern der EU beschickt. Jährlich laufen etwa 10000 Königinnen über diese Inselbelegstellen.

     Die nord- und ostfriesischen Inselnbelegstellen

Aufgrund langjähriger Erfahrungen kann heute gesagt werden, dass die Begattungsergebnisse auf den Inselbelegstellen an Qualität und Quantität denen der Landbelegstellen nicht nachstehen. Ungünstiges Wetter sowie weite, beschwerliche Transportwege haben einen verhältnismäßig geringen Einfluss auf die Begattung, hingegen spielen andere Faktoren, die von dem Züchter und dem Belegstellenleiter abhängig sind, eine wesentlich größere Rolle.

  Blick auf die Inselbelegstelle Norderney. Ca. 1500 Königinnen werden hier jährlich zur Begattung angeliefert.
(Foto Lengert)

Auf den Inselbelegstellen werden weder Mühe noch Kosten gescheut, ein gutes Ergebnis zu erreichen. Es werden so viele Drohnenvölker aufgestellt, dass während der ganzen Betriebszeit ausreichend Drohnen vorhanden sind. Des Weiteren trägt jede Belegstellenleitung für fachkundige, gewissenhafte Dauerbetreuung der aufgestellten EWK Sorge, denn so mancher festzustellende oder zu erwartende Schaden kann gebessert oder abgewendet werden. Erfolge oder Misserfolge sind bei solcher Handhabung dann eigentlich nur den Züchtern selbst zuzuschreiben. Deshalb sollten zum beiderseitigen Nutzen und reibungslosen Betrieb auf der Belegstelle folgende Punkte besonders beachtet werden.

  

1.      Königinnen

 

Königinnen in kleinen Serien in gesunden und entwicklungsfreudigen Pflegevölkern aufziehen. Nur fehlerlose, nach Größe und Lebenskraft ausgelesene Königinnen verwenden und sie nicht beim Zeichnen flugunfähig machen!

 

  Zur Überprüfung läßt man die Königin über den Handrücken laufen.
(Foto Tiesler).

 

Alle Königinnen sind mit der vorgeschriebenen Jahresfarbe zu zeichnen. Es ist empfehlenswert, Plättchen mit Nummern zu verwenden (Verflug auf der Belegstelle). Die Nummer der Königin kann mit einem Klebeplättchen auf dem EWK vermerkt werden. So stellt man einen eventuellen Verflug der Königin auf der Belegstelle später leicht fest.

 

 

2.  Vorbereitung der EWK

 

Nur genormte und bewährte EWK verwenden! Um Millimeter längere oder breitere verursachen bei der Einbringung auf der Belegstelle Schwierigkeiten und Mehrarbeit. Möglichst sind die kleinen EWK (1/3 NM) zu verwenden, da für die größeren nach Zander nur eine beschränkte Anzahl von Schutzkästen zur Verfügung steht. Auch keine wenig erprobten Neukonstruktionen verwenden! Die Fluglochverschlüsse dürfen nicht hervorstehen und müssen am besten ins Holz eingearbeitet sein.

 

  Die Fluglochscheibe soll in das Holz eingelassen sein, damit sie sich beim Einstellen des EWK´s in das Schutzhäuschen nicht verdrehen kann.
(Foto Tiesler).

 

Ihr völliges Festsitzen, ebenso das der Bodenschieber und Deckel müssen kontrolliert werden. Die Bodenlüftungen müssen sauber und bei Bedarf (Totenfall) zu entfernen sein.

 

  Die Bodenschieber müssen beweglich sein.
(Foto Tiesler)

 

Vor der Verwendung von Absperrgittern innerhalb der EWK wird abgeraten. Schwache Völkchen müssen bei Kälte Gelegenheit haben, sich mit ihren Königinnen in einen der oberen Räume zurückziehen zu können. Oft kommen dann dort die Königinnen schnell in Eiablage.

 

Die EWK sind vor jedem Gebrauch zwecks Verhütung von Nosema gründlich zu reinigen, die Waben sind auszuschneiden und sämtliche Holz- und Glasteile mit 2%iger Ätzkalilauge (chemisch nicht reines Ätznatron ist nicht teuer), Soda- oder P3-Lösung zu scheuern. Ferner ist auch peinlichst darauf zu achten, dass sämtliche vorjährigen Teigreste aus der Futterkammer entfernt werden.

 

Die Rähmchen sind mit einem 2-3 cm breiten Leitstreifen aus einer Mittelwand zu versehen.

 

  In jedes EWK ist ein ca. 2-3 cm breiter Mittelwandstreifen einzulöten. Aus Stabilitätsgründen sind die Waben zu drahten.
(Foto Tiesler)

 

Ansonsten wird Wirrbau errichtet, was die Kontrolle sehr erschwert. Ein Drahten der Rähmchen ist im Hinblick auf einen gefahrlosen Transport empfehlenswert.

 

Der Futterteig darf nicht so weich sein, dass er verlaufen kann. Sonst können besonders bei den EWK alter Konstruktion mit kleinem Zugang zum Futterraum nur einzelne Bienen an diesen gelangen und das Völkchen leidet Hunger.

 

  Einfüllen des Futterteigs in die Futterkammer. Gegen Austrocknung empfielt sich eine Sperrschicht aus Pergamentpapier zwischen Holz und Futter einzulegen.
(Foto Tiesler)

 

  Wichtig ist, dass die Bienen das Futter von einer möglichst großen Oberfläche abtragen können. Daher ist das Futter in der Futterkammer nicht bis zum Zugang einfüllen.
(Foto Tiesler)

 

Bei Selbstzubereitung des Teiges aus Honig und Puderzucker darf kein Wasser verwendet werden. Der Teig wird sonst hart und kann nicht aufgenommen werden. Verelenden, Verhungern oder Ausziehen der Völkchen sind die Folge. Gut eignet sich erfahrungsgemäß der für diese Zwecke im Handel angebotene Teig. Mit ihm gab es keine Misserfolge.

 

Nicht nur der Futterraum sollte mit Teig gefüllt werden, sondern auch im unteren Raum sollte man einen Klumpen Futter bieten (Achtung, nicht vor das Flugloch legen). Die Völkchen bauen dann schneller. Es ist zweckmäßig, wenn die Futterkammer auf der ganzen Breite zugänglich ist. Bei EWK älterer Bauart mit nur engem Zugang empfiehlt es sich, das Trennungsschied zwischen Futter- und Beweiselungskammer mit der Kneifzange um ca. 1 cm zu kürzen und ein Stückchen Glas über die ganze Länge des EWK zu legen. Bei Futtermangel wird auf der Belegstelle nachgefüttert.

 

Drohnen dürfen nicht mit auf die Belegstelle. Daher sind die Begleitbienen sorgfältig durchzusieben. Beim Vorhandensein nur eines einzigen Drohnes geht die gesamte Sendung des Imkers unweigerlich auf seine Kosten und unter Erhebung der vollen Belegstellengebühr zurück.

 

Zur Füllung der EWK möglichst nur Bienen aus Pflegevölkern verwenden! Sie haben die richtige Zusammensetzung (2/3 Jungbienen und 1/3 Altbienen). Auch nehmen sie die Jungweisel als ihre Vertrauten ohne weiteres an. In Ausnahmefällen können auch von Brutwaben abgefegte Jungbienen in Frage kommen. Vor dem Durchsieben Altbienen abfliegen lassen! Keine Bienen aus Völkern in Schwarmstimmung verwenden.

 

Keine Stecher als Begleitbienen verwenden! Sie bereiten viel Verdruss auf den Belegstellen.

 

Keine zu starke Füllung der EWK mit Begleitbienen! Es genügt eine gestrichene Suppenkelle (1/4 l) voll davon wenn sie angefeuchtet sind, und ein wenig mehr sind nötig, wenn sie trocken bleiben. Die ruhige Bienentraube soll etwa ½ Stunde nach dem Füllen das halbe Kästchen ausfüllen.

 

  Richtige und falsche Füllung von EWK´s.
Das linke EWK ist zu schwach, das rechte zu stark mit Bienen gefüllt. Die richtige Bienentraube soll etwa 1/2 des unteren Raumes ausfüllen (Mitte).
(Foto Tiesler)

 

Zu starke Völkchen sind in Gefahr, auf dem Transport zu leiden, auf der Belegstelle auszuziehen oder den Futterteig zu schnell aufzuzehren. Meist wird jedoch mit Bienen zu sehr gespart. Sind es dann noch vorwiegend Altbienen (häufig noch Nosematräger), ziehen die Völkchen schnell aus oder fliegen sich kahl. Die Königinnen sind dann meist verloren.

 

Vor dem Zusetzen tut man gut daran, die Königin mit lauwarmem Wasser zu benetzen.

 

  Die mit lauwarmen Wasser benetzte Königin lässt man durch das Flugloch zulaufen.
(Foto Tiesler)

 

Sie verhält sich dann ruhiger und wird besser angenommen. Man lässt sie einfach durch das Flugloch zulaufen. Langsam läuft sie im Kästchen empor und wird sicher angenommen.

 

Keine Völkchen absenden, die daheim noch nicht zu bauen anfingen! Statt der Kellerhaft wird ein Aufstellen der EWK im Freien, jedoch im Schatten und bei kleinem Flugloch empfohlen.

 

  Vor dem Versand ist jedes EWK auf Vorhandensein der Königin zu prüfen. Nur EWK´s zur Belegstelle schicken, die mit dem Bau einer Wabe begonnen haben.
(Foto Tiesler)

 

Lieber einige Tage länger stehen lassen! Bei solchen Völkchen, die nach Tagen noch nicht bauen, stimmt etwas nicht (Königin?, Futterteig?, Zusammensetzung des Völkchens?, Aufstellungsraum?, Zugang

zum Futter?, Temperatur im Aufstellungsraum?). Königinnen solcher Völker sind, wenn überhaupt vorhanden, Todesanwärter. Vor dem Versand sollten alle Kästchen auf Vorhandensein der Königinnen kontrolliert werden. Bei warmem Wetter spritze man mit dem Zerstäuber vor dem Abtransport etwas kaltes Wasser durch die Lüftungsgitter. Man kann auch den gefüllten Transportkasten zu etwa ¼ kurz ins Wasser tauchen.

 

 

 3.  Transportgestelle

 

Nur Kästen bis zu 7 EWK verwenden! Oft ist eine beschwerliche Reise für die EWK erforderlich und sie müssen mehrmals umgeladen werden. Von der Spedition kommen sie auf das Schiff und auf der Insel müssen sie vom Belegstellenleiter durch die Dünen getragen werden. Die Transportkästen müssen absolut bienendicht sein. Gut bewährt haben sich die genormten Transportgestelle mit Gaze.

 

  Transportgestelle mit Gaze.
Wichtig ist, dass die EWK´s von unten, den Seitenflächen und oben belüftet sind!
(Foto Tiesler)

 

Ungeeignet sind Transportgestelle, die einen geschlossenen Deckel haben und auch sonst nicht genügend belüftet sind. Hier kommt es immer wieder zum Verbrausen von Völkchen während des Transports. Es sei noch darauf hingewiesen,  dass irgendwelche Behelfskisten aus Pappe oder Holz mit oftmals völlig unzureichender Lüftung sowie mit mangelhaften Verschlüssen nicht verwendet werden dürfen.

 

Schäden gibt es selten. Auch weitesten Transport überstehen EWK, Königinnen und Völkchen gut, wenn sie gut verpackt sind. Sehr wichtig ist, dass die EWK so fest im Transportkasten stehen, dass sie sich auch bei starken Erschütterungen nach keiner Richtung bewegen können. Die Scheiben müssen fest sitzen. Das kann man durch Dazwischenschieben von Papier oder Wellpappe leicht erreichen. Dem Glasbruch kann man auch durch Verwendung der sehr zweckmäßigen und auch Gewicht ersparenden Plexiglasscheiben vorbeugen.

 

 

4.  Signieren

 

Sämtliche Transportgestelle und EWK müssen gut lesbar und unverwischbar (Filzstift) die Namen der Anlieferer tragen. Es kommt immer wieder vor, dass geliehene oder alt gekaufte Kästen nicht umsigniert wurden, was auf der Belegstelle zu unangenehmen Verwechslungen führen kann. Gut bewährt haben sich auch kleine Aufkleber, die Namen, Anschrift und aktuelle Telefonnummer des Beschickers enthalten.

 

Sofern Zuchtkarten Verwendung finden, können diese ausgefüllt mit einem Reißstift am Deckel des EWK befestigt oder unter den Deckel gelegt werden.

 

  Ausgefüllte Zuchtkarten auf dem Deckel der EWK´s.
(Foto Tiesler)

 

Es ist aber nicht zu vermeiden, daß diese beim Transport oder auf der Belegstelle verschmutzen. Daher ist es ratsam, die Zuchtkarten in einem mit Namen und Anschrift des Züchters versehenen Umschlag beizulegen, wobei individuelle Angaben zur Königin (z.B. Nummer auf dem Opalithplättchen oder Muttervolk bei Königinnen von mehreren Zuchtvölkern) noch offen bleiben. Der Belegstellenleiter kann dann den Belegstellennachweis auf der entsprechenden Anzahl von Zuchtkarten quittieren und der Züchter kann die Zuchtkarten den einzelnen EWK´s bzw. den Königinnen zuordnen. Insbesondere bei größeren Sendungen ist damit der Belegstellenleiter in seiner knapp bemessenen Zeit auf der Insel überfordert.

 

Jeder Züchter hat vor der Beschickung oder spätestens mit der ersten Sendung ein amtliches  Gesundheitszeugnis einzureichen. Bei Beschickern aus benachbarten EU Ländern ist dies in deutscher Sprache vorzulegen. Die Belegstellenleiter haben Anweisung, Sendungen, für die kein gültiges Gesundheitszeugnis vorliegt, umgehend an den Züchter zurückzuschicken.

 

Beim Versand ist auf die exakte Anschrift der Belegstelle zu achten. Ferner ist unbedingt der Annahmetermin zu berücksichtigen. Rücksendepapiere sind in jedem Falle beizulegen.

 

 

5.  Zusammenfassung kleinerer Sendungen

 

Es ist sehr vorteilhaft, wenn sich nahe beieinander wohnende Züchter bei der Lieferung zusammentun. Wenn zwei oder mehr Transportkästen angeliefert werden, kann der erste schon zurückgeschickt werden, sobald er sich füllen lässt. Andernfalls muss die ganze Sendung damit warten, bis die letzte Königin legt.

 

Für größere Züchtergemeinschaften erscheint es ratsam, Sammeltransporte durchzuführen. Dadurch können die hohen Transportkosten erheblich gesenkt werden. Rechtzeitige Zuchtplanungen sind dazu in Abstimmung mit den Belegstellenterminen erforderlich.

 

Misserfolge können auch auf Inselbelegstellen mit großer Sicherheit vermieden werden.  Treten sie ein, muss man immer zuerst die Schuld bei sich selbst suchen .

 

Dem Merkblatt liegt der Aufsatz „Gute Ergebnisse auf unseren Inselbelegstellen“ von Erich Hoffmann, Jarlingen zugrunde.